Der Kreuzbandriss

Das vordere Kreuzband des Hundes ist sehr stabil und reißt nur sehr selten durch ein Trauma (z.B. Sportverletzung), wie es beim Menschen der Fall ist.Beim Hund handelt es sich in dem meisten Fällen um einen sogenannten degenerativen Kreuzbandriss, dass bedeutet das Kreuzband erfährt eine über längere Zeit einwirkende Überbelastung, die in Entzündung und Anfaserung mündet. In der Folge benötigt es dann nur noch ein Bagatelltrauma, damit das Band endgültig reißt.

Eine konservative, also nicht chirurgische, Behandlung des vorderen Kreuzbandrisses, wie sie in vielen Fällen beim Menschen durchgeführt wird, ist beim Tier nicht erfolgversprechend. Der Mensch geht zum einen aufrecht und zum anderen ist die Unterschenkelgelenkfläche beim Menschen parallel zum Boden, aus diesem Grund kann beim Menschen durch Muskelaufbau und Physiotherapie eine ausreichende Stabilität auch ohne OP erreicht werden. Bei Hund und Katze ist die Gelenkfläche des Unterschenkels nach hinten abfallend und das Kniegelenk befindet sich im Stand um 135° abgewinkelt. Diese Tatsache ist ebenfalls ein Grund, warum es bei Hund und Katze so häufig zu einem Kreuzbandriss kommt. Die Stabilität des Gelenkes hängt im wahrsten Sinne des Wortes am vorderen Kreuzband. Aus diesem Grund kann die Stabilität nach einem Riss nur mit einem Bandersatz oder einer Umstellungsosteotomie, bei der der Gelenkwinkel „neutralisiert“ wird, erreicht werden. Einfach gesagt wird dabei aus einem Hundeknie ein Menschenknie gemacht.

Der vordere Kreuzbandriss stellt in der Tiermedizin die häufigste orthopädische Erkrankung dar. Aus diesem Grund findet sehr viel Forschung rund um diese Erkrankung statt. Dabei wurde herausgefunden, dass es nicht die eine richtige oder beste OP-Methode für alle Hunde und Katzen gibt. Man hat herausgefunden, dass es viele Faktoren gibt die berücksichtigt werden müssen, um bei einem Patienten die beste OP-Methode auswählen zu können. Natürlich ist es in den meisten Fällen nicht falsch immer die gleiche eine OP-Methode anzuwenden, aber es profitieren einige Patienten mehr von z.B. einer TTA und Andere mehr von einer TPLO und wieder andere von einer CBLO oder einem Bandersatz. Aus diesem Grund haben wir uns vor längerer Zeit entschlossen, die vier etabliertesten und nach aktueller Studienlage besten OP-Methoden anzubieten. Dafür musste viel investiert werden, sowohl in Ausstattung, als auch in persönlicher Aus- und Weiterbildung. Dafür können wir jetzt jedem Patienten die individuell beste OP-Methode anbieten.

Wir bieten in unserer Klinik drei verschiedene, sogenannte Umstellungsosteotomien und eine Bandersatzoperation an:

Die TTA (Tibial tuberosity advancement) ist eine der zwei bekanntesten Umstellungsosteotomien. Bei dieser OP wird der Ansatz der Kniescheibensehne um eine genau berechnete Strecke nach vorne verlagert, so übernimmt die sehr starke Kniescheibensehne die Funktion des defekten Kreuzbandes. Diese OP-Methode ist bei fast allen Tiergrößen möglich, jedoch für einige nicht die beste mögliche Wahl.

Die TPLO (Tibial Plateau Leveling Osteotomy) ist die bekannteste Umstellungsosteotomie. Bei dieser OP-Methode wird mittels eines halbreisförmigen Schnittes die Gelenkfläche des Unterschenkels „geradegestellt“. Bei einer „geraden“ und nicht wie bei einem normalen Hunde- und Katzenknie nach hinten abfallenden Gelenkfläche wird das vordere Kreuzband nicht mehr benötigt. Somit ist das Kniegelenk nach der OP auch ohne das fehlende Kreuzband stabil. Diese OP-Methode kann ebenfalls bei fast allen Tiergrößen verwendet werden, ist aber besonders empfehlenswert für sehr große und schwere Hunde und Hunde mit hohem Aktivitätslevel.

Die CBLO (CORA Based Leveling Osteotomy) ist eine Weiterentwicklung der TPLO in Kombination mit den Effekten der TTA. CORA steht dabei für „center of rotation angulation“. Über die Definition des CORA Punktes wird bei dieser OP nicht nur die Gelenkfläche des Unterschenkels „geradegestellt“, sondern das gesamte Kniegelenk inklusiv der Kniescheibensehne. Diese Umstellungsosteotomie ist die neuste Methode und ist sehr vielversprechend, aber auch noch aufwendiger als die beiden anderen Umstellungsosteotomien. Bei Hunden die sich noch im Wachstum befinden stellt sie momentan die einzige OP-Methode dar neben einer Epiphysodese, die möglich ist.

Der aktuell beste künstliche Bandersatz ist das TightRope® der Firma Arthrex®, dies haben mehrere Studien belegt. Dieser Bandersatz wird nicht wie viele andere an körpereigenen Strukturen „angenäht“, sondern mit kleinen „Ankern“ und Bohrkanälen im Knochen befestigt. Dieses erhöht die Stabilität erheblich. Wir verwenden bei uns in der Klinik ausschließlich TightRope® Bandersätze, auch bei anderen Bandverletzungen. Diese Methode zur Versorgung des Kreuzbandriss kommt vornämlich bei sehr kleinen Hunden und Katzen zum Einsatz. Körpereigene „Bandersätze“, wie sie in der Humanmedizin verwendet werden, haben sich in der Tiermedizin für zu schwach und nicht dauerhaft stabil herausgestellt und werden heute nicht mehr empfohlen.

Für die Auswahl der OP-Methode werden Tiergröße, Aktivitiätsumfang, Gelenkflächenwinkel, Kniescheibensituation und –position sowie Alter und Arthrosegrad herangezogen. Lassen Sie sich gerne bei uns in der Klinik beraten, um die beste Versorgung für Ihren Hund oder ihre Katze zu bekommen.

Ihr Ansprechpartner ist Fachtierarzt Wolf- Alexander Heitmann.

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